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März 2021 – Schnipp Schnapp, Wassertriebe ab


Die Schneedecke ist abgetaut und es wartet jede Menge Arbeit auf uns. Wieder gibt es spannende und neue Arbeiten, von denen ich im Grunde keine Ahnung hatte. Noch kurz zu mir: Ich heiße Fabian und bin der zweite Bundesfreiwillige der Waldgeister. Schon lange interessiere ich mich für Themen rund um Wege zu einer längst fälligen sozialen und ökologischen Gerechtigkeit. Auch die agrarpolitischen Entwicklungen, der ökologische Umbau und die nachhaltigen Potentiale der Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung zählen zu meinen Interessensgebieten. Dabei kam ich an Permakultur natürlich nicht vorbei. Der Bundesfreiwilligendienst bei den Waldgeistern bietet mir die Möglichkeit mehr praktische Erfahrung in der Permakultur zu sammeln und mein bisher eher theoretisches Wissen in der täglichen Arbeit auszubauen und zu vertiefen. Außerdem kann ich hier einen Teil dazu beitragen, die Ideale/ & Prinzipien der Permakultur bekannter zu machen und aktiv an einem nachhaltigen Wandel mitzuwirken. Zur Vorbereitung auf die Gartensaison hatten wir einiges zu tun. Für die Anzucht der Tomaten haben wir unseren schon länger sitzenden Kompost mit einem Kompost - & Rüttelsieb gesiebt, um die Samen in möglichst feiner Erde anzuziehen. Mit über zehn Sorten wird es wieder jede Menge Vielfalt geben. Des weiteren haben wir die Beete fleißig vorbereitet und angelegt: Es ging vom Krauten, zum Sähen früher Sorten, zum Mulchen mit Hackschnitzel-Kompost-Gemisch bis hin zum Vereinzeln der zwei,-dreijährigen Erdbeeren und des Knoblauchs etc.. Die Arbeit ging uns definitiv nicht aus. Mehr dazu in Kürze in unserem neuen Gartenrundgang-Video auf YouTube oder Odysee. Hier zeigen wir euch den Ist-Zustand des Gartens, bevor jetzt alles so richtig wächst und gedeiht.

In diesem Blogbeitrag wird es nämlich hauptsächlich um die Pflege und den Schnitt von Kernobstbäumen, wie Äpfel oder Birnen, gehen.


Anfang März stand der Baumschnitt im Fokus. Daniel wurde von Freunden gefragt, ob er die zu der Jahreszeit anfallenden Astschnitte verschiedener Obstbäume in Gärten und auf einer Streuobstwiese machen kann. Für mich war das eine ganz neue Erfahrung, bei der ich viel lernen konnte. Dieses neu Erlernte versuche ich in diesem Blog wiederzugeben. Von einer professionellen Anleitung kann hier nicht gesprochen werden, dennoch hoffe ich, dass es gerade für Neulinge ein kleiner und interessanter Beitrag sein kann.

Zu aller erst gilt es zu erwähnen, dass sich in der Regel nur Kernobst für den Baumschnitt im Frühjahr eignet. Steinobst, wie die Kirsche, sollte erst geschnitten werden, wenn es trocken und definitiv frostfrei ist. Mit frisch geschliffenen großen und kleinen Astscheren, zwei japanischen Handsägen, verschiedenen Leitern und einem Baumwachs, zum Versiegeln der Schnittstellen, ging es ans Werk. Bevor wir anfangen konnten, galt es zu klären, welche "Baumform" langfristig angestrebt wird. Sollen sie eher in die Höhe oder Breite gehen? Oder anders gesagt, fördert man beim Schnitt eher die Triebe die nach Außen wachsen oder stärkt man den Wuchs in die Höhe. Das hängt von den Wünschen der Besitzer, der Sorten und der Lage und dem Platz der Bäume ab. In unserem Fall waren es meist schon alte Bäume mit offensichtlichen Pflegerückständen. Daher schauten wir uns die Bäume und älteren Schnittstellen genauer an, da diese bei schlechter Wundheilung sozusagen die Keimzellen für Baumkrankheiten darstellen. Extrem schwarze, ältere Schnittwunden deuten häufig auf ein Problem, z.B. Baumkrebs, hin. Deshalb ist es beim Schnitt wichtig darauf zu achten, nicht zu weit oberhalb der Astgabelung abzuschneiden, aber auch den "Astring" (Ring am Astansatz) nicht zu entfernen, da sich dieser über die Wunde stülpt und den Heilungsprozess begünstigt . Schnittstellen mit einem Durchmesser über 3,5 cm behandelten wir mit dem Baumwachs.

An den Schnittstellen lässt sich auch sehr gut der Gesundheitszustand des Astes oder Baumes ablesen. Sind die inneren Baumringe geschlossen? Sind diese durch dunkle, faulige Stellen unterbrochen? Hat der Baum an diesen Stellen noch die natürliche Feuchte oder sind sie schon ausgetrocknet? Ist das Kambium unter der Rinde noch zu erkennen? Das alles sind wichtige Indikatoren, wie stark die Bäume schon von Krankheiten befallen sind. Manche Bäume mussten wir rabiat zurückschneiden, da die Krankheiten schon tief eingedrungen sind. Teilweise haben wir sogar ganze Stämme herausgenommen, wobei unsere Japansägen an ihre und wir an unsere Grenzen kamen und auf eine Kettensäge zurückgegriffen wurde ;). Die radikalen Maßnahmen waren nötig, um den gesunden Teil des Baumes zu retten und ein längeres Leben zu ermöglichen. Ist ein Baum nicht mehr zu retten, stellt aber auch keine unmittelbare Umsturzgefahr dar, bietet es sich an, die seitlichen Äste herauszunehmen und den nach oben stehenden Hauptstamm stehen zu lassen. Dieser ist nämlich ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere. Insekten und Wildbienen finden Platz zum Nisten und zum Leben, der Specht schlägt sich sein Loch, was später von anderen Vögeln benutzt wird. Der anfallende Astschnitt muss nicht auf den Grüngutplatz gebracht werden. Die Totholzhecke freut sich über eine Auffrischung und das Herstellen von Pflanzenkohle ist immer eine gute Möglichkeit, die Äste zu verwerten. Beim Ausdünnen der Krone gibt es Ansatzpunkte, bei denen auch der Laie fast nichts falsch machen kann. Nach unten oder innen wachsende Triebe werden zu sehr beschattet und können abgeknipst werden ( bei sehr kleinen Trieben können sie auch herausgebrochen werden, da sie meist direkt am Ring abbrechen). Sogenannte Wassertriebe, die steil nach oben schießen, können bedenkenlos herausgenommen werden. Bei starker Ausprägung der Wassertriebe, sollte darüber nachgedacht werden, den Baum langfristig zu einer großen Krone zu erziehen, da der natürliche Wuchstrieb dieses Baumes in die Höhe geht. Ist dies erledigt lohnt es sich, den Baum nochmals zu begutachten und zu schauen, wo das Geäst noch zu dicht hängt. Bei sich überkreuzenden Ästen oder solchen, die ineinander wachsen werden, sollte man sich entscheiden welchen Ast man fördern will, da sie sich mittelfristig in die Quere kommen. Der Sonneneinfall ist eine weitere Sachen, die es zu beachten gilt. Welche Äste beschatten sich gegenseitig? Wie viel Sonne bekommt der jeweilige Baum ab? Gelangt an die unteren Äste überhaupt noch genug Sonne oder sollte der ein oder andere Ast entfernt werden (Beschatter oder Beschatteter, je nach Wunsch) Zu dicht bewachsene Kronen führen auch dazu, dass das „innere“ der Bäume nicht gut trocknen kann und so wieder anfälliger für Pilzkrankheiten wird. Weiterhin ist auch den Winkel der Triebe zu achten. Zu steile Winkel tendieren bei entsprechender Größe und Fruchtbehang dazu auszureißen. Der optimale Winkel liegt zwischen 45-60°, bei welchem die größer werdenden Äste die nötige Stabilität entwickeln.

Ich hoffe der kleine Exkurs kann dazu beitragen, sich mit dem Thema näher auseinander zu setzen. Das Ganze ist natürlich weitaus umfassender als hier geschildert. Hinzu kommen noch die Pflege von Steinobst, Beerensträucher und andere Sträucher, für die teilweise wiederum andere Faktoren wichtig sind.

Unzählige vorhandene Literatur und Videoanleitungen von professionellen Baumpflegern, auf deren Rat und Hilfe man auch in der Praxis zurückgreifen kann, können hier ein detaillierteren und ganzheitlichen Einblick liefern, um ins Thema einzusteigen bzw. weiter zu vertiefen. Gute Videos, mit jede Menge Tipps und umfangreichem Einblick in die Baumpflege, gibt es u. a. auf dem YouTube-Channel der Baum- & Rebschule Schreiber:

https://www.youtube.com/channel/UCwkIdkCOPBMSL_3vXDub-TA Insgesamt lässt sich sagen, dass regelmäßige Pflege der Baumbestände zu einem längeren Leben und besseren Erträgen führt. Grund genug also, um sich mit der Thematik des Astschnitts mal etwas näher zu beschäftigen.

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