Letztens hatten wir einen tollen Sensen-Workshop und da fand ich es passend euch mal zu berichten, was ich so gelernt habe. Ich hatte zum ersten Mal eine Sense in der Hand. Was soll ich sagen, es ist amazing und gleichzeitig Boden- und Insektenfreundlich. Also legen wir los :)
Vor- und Nachteile im Vergleich mit maschinellen Schnittwerkzeugen
Eine Sense ist kostengünstiger als eine Maschine und hält bei guter Pflege hundert Jahre plus.
Abgase werden vermieden.
Keine Lärmbelästigung, Man kann die Natur erleben, ohne das Tiere verscheucht oder das Vogelgezwitscher unhörbar wird.
Umweltfreundlichere Herstellung.
Mähen in Hanglagen wird erleichtert.
Viel weniger Gewicht als ein Elektro-Mäher.
Auch hohes Gras kann mit der Sense geschnitten werden.
Mähvorgang ist wesentlich schonender für Insekten.
Arbeiten mit der Sense ist gleichzeitig ein Workout.
Der Boden wird nicht verdichtet.
Wenn nichts mehr geht, eine Sense mäht immer ;)
Bei den Nachteilen fällt mir persönlich nicht besonders viel ein.. Ich könnte jetzt sagen, dass das Verletzungsrisiko bei unsachgemäßer, unachtsamer Handhabung schon recht potent ist. Allerdings und wieder im Vergleich zu Maschinen doch wesentlich geringer.
Was natürlich bei Maschinen nicht so häufig notwendig ist, wäre das Schärfen(Wetzen). Das regelmäßige Wetzen ist essenziell, wenn man ein kraft-schonendes Arbeiten ohne großen Schnitt-widerstand bevorzugt ;)
Einen englischen Rasen mit der Sense zu mähen, braucht aus meiner Sicht schon hervorragende Skills, heißt den Hausgarten zu mähen will geübt werden. Aus Sicht der Bequemlichkeit, macht der traditionelle Rasenmäher wohl das Rennen. Aber sein wir mal ehrlich, was ist wichtiger?
Den einzigen Nachteil den ich sehen kann ist tatsächlich der Zeitaufwand, vor allem auf großen Flächen gegenüber großen Balkenmähern. Es mag aber auch Leute geben die einen Rasenmäher zeitlich schlagen, da die maximale Schnittbreite unter bestimmten Voraussetzungen über drei Meter betragen kann. WOW oder? :)
Natürlich muss das Mähgut per Hand aufgelesen werden, falls es nicht liegenbleiben soll. Das gilt aber auch für alle Mäher ohne Mulchfunktion, die keinen Fangkorb haben. Außerdem macht sich Sens-gut durch die erhöhte Belüftung wesentlich besser auf den Kompost als Rasenfeinschnitt.
Ein Freischneider ist hier die Ausnahme. Die gibt es mittlerweile auch schon Akkubetrieben, was vorteilhaft ist im Hinblick auf Lärm und Abgase. Sie eignen sich besonders gut für Wiesen mit verholzenden Pflanzen. Sowas macht dem Sensenden unter Umständen dann schon zu schaffen.
Sensenarten und Begriffe
Rasiermesserschnittsense
Diese Sensenform zeichnet sich durch ein besonders dünn geschmiedetes Blatt aus und eignet sich sehr gut für Räsenflachen und wiesen mit wenig verholzten Pflanzenanteilen.
Gras/Wiesenschnittsense
Diese Form ist die Standardsense und eignet sich für Wiesen jeglicher Art, außer
stark verholzte Wiesen.
Wildschnittsense
Die Wildschnittsense zeichnet sich durch dickeres Material aus, welches die Haltbarkeit bzw. die Widerstandsfähigkeit bei verhlzten Wiesen gewährleistet.
Busch- und Forstsense
Die Busch- und Forstsense eignet sich, wie der Name ja schon sagt , um aufzuforsten. Sie schneidet ohne Probleme(nicht ohne Anstrengung..) sogar junge Bäume und erreicht auch schwierigere Stellen.
Alle Sensen gibt es natürlich in den unterschiedlichsten Längen, je nach Bedarf und wahrscheinlich gibt es auch noch speziellere Sensenformen, doch das soll an der Stelle erstmal genügen.
Worb
Der Worb ist der Stiel an dem die Sensenblätter befestigt werden. Ihn gibt es in unterschiedlichen Größen, Materialien und Formen. Quasi ganz an die Bedürfnisse des Mähers angepasst :)
Wetzstein und Halter
Wetzsteine gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und entweder aus Kunststein oder Naturstein, welcher durchaus empfehlenswerter ist.
Er wird benötigt um die Schärfe während des Sensens wieder herzustellen.
Dengelwerkzeuge
Die Dengelwerkzeuge werden benötigt um die Schneide der Sense in Form zu bringen. Das bedeutet die Sense wird quasi im Kaltschmiedestil bearbeitet, so das das Material zur Schneide hin immer dünner wird. So wird das anschließende Schärfen mit dem Wetzstein erst sinnvoll. Aber dazu später mehr. Hier folgt eine kleine Auswahl an Dengelwerkzeugen.
Die richtige Einstellung der Sense
Als Erstes stellt man sich den Sensenbaum (Worb) auf seine Größe ein. Dabei gilt folgende Faustregel:
Den Sensenbaum mit der Unterkante senkrecht auf den Boden stellen. Der untere Griff sollte bei einem 90 Grad angewinkelten Bein in etwa auf Kniehöhe sein. Der obere Griff sollte sich ein paar Zentimeter über der Schulter befinden. Dann befestigen wir das Sensenblatt mit einer Schelle am Worb und ziehen die Schrauben so fest an, das das Blatt noch beweglich ist. Man sagt das die Hauptschnittfläche auf einer Linie mit der Sensenspitze sein sollte, bei größeren Blättern eher 1-3 Zentimeter über der Spitze.
Das Dengeln
Dengeln bedeutet, die vordere Kante des Sensenblattkorpus so dünn zu klopfen, dass eine scharfe Schneide entsteht. Der Teil des Sensenblatts, der bearbeitet wird, also die eigentliche Schneide, hat eine Breite von etwa 4 bis 6 Milimeter, bei sehr dünn geschmiedeten Blättern auch dünner.
Das Dengeln des Sensenblatts ist die einzige Möglichkeit, es wirklich scharf und eine Schärfe zu bekommen, die beim Mähen auch eine gewisse Zeit lang erhalten bleibt. Früher wurde nur mit Dengelhammer und -amboss gearbeitet, was einiges an Geschick erforderte. Heutzutage gibt es Hilfsmittel wie den Dengelapparat oder Schlagdengler, die zum einen Zeit sparen und zum anderen auch für Anfänger geeignet sind. In diesem Video hier zeigt euch Daniel ab Minute 17 (der Rest ist auch ganz interessant), schon mal wie Das Dengeln mit Hammer und Amboss im Grunde funktioniert.
Das Wetzen
Beim Wetzen kommt es darauf an, den feuchten Wetzstein in einem möglichst flachen Winkel vom Bart zur Spitze und in Richtung der Schneide zu ziehen. Wenn der Winkel beim Wetzen zu steil ist, trägt man zu viel Material ab und der Schneidwinkel wird wieder stumpf dann war das Dengeln umsonst. Vor dem Wetzen macht es Sinn das Blatt mit einem Grasbüschel von oben abzuwischen um Grasreste uns Sand/Erde vom Blatt zu entfernen. Nach dem Wetzen sollte der Schnittwiderstand bei einer gut gedengelten Sense annähernd null sein. Das erleichtert die Arbeit sehr ;)
Nun gehts auf's Feld: Das Sensen
Bevor wir mit der Sensetechnik starten, noch ein Hinweis. Wir transportieren die Sense in der rechten Hand(bei Linkshänderblättern in der linken) mit dem Sensenblatt vorn und der Spitze nach unten. So besteht im Falle des Fallens die geringste Verletzungsgefahr und auch der Hintermann behält sein Auge ;)
Die Sense ist richtig eingestellt wenn man einen geraden Stand(maximal leicht gebeugt) hat und man steht mit beiden Füßen möglichst parallel zur Wiese hin, also hinter der Sense. Um größere Mähbreiten zu erreichen kann man in die Knie gehen und etwas weiter ausholen, um so den Mähradius erhöhen.
Wir sensen dann in etwa in Halbkreisform, das bedeutet wir fangen auf einer Körperseite an und bewegen die Sense dann halbkreisförmig zur anderen Körperseite. Die Bewegung kommt hierbei mehr aud dem Oberkörper und den Armen als aus der Hüfte. Wichtig ist,dass das Sensenblatt gleichmäßig in Bodennähe geführt wird, sprich mit dem Bauch über die Wiese gleitet und nicht mit dem Schwung irgendwo auf Kniehöhe endet.
Zielführender ist es, wenn man eher kleine Schritte nach vorne geht und wenig Schnittgut mit einem Mal mäht, als viel auf einmal zu wollen. Glaubt mir das macht das Mähen um ein vielfaches einfacher und schneller! Hier nochmal ein Video von Daniel, wo man es ab Minute 3 ganz gut sehen kann (Er steht mit der 2. Sense aufgrund ihrer Größe so gebückt. Immer schön drauf achten so aufrecht wie möglich zu arbeiten, umso langsamer ermüdet ihr!)
Dann wäre noch zu sagen, das ihr am Klang erkennen könnt wie scharf die Sense ist.Fahrt ihr mit ihr durch's Gras und es hört sich an als würdet ihr das Gras reißen, dann bitte nochmal wetzen.
Und nun "Gut Mahd" oder was auch immer man da sagt :)
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