Der Sommer 2017 scheint für mich viele neue Erfahrungen bereit zu halten. Auf meinen Spaziergängen mit Kind und Hund schaue ich mich in der Natur um und entdecke viele mir inzwischen namentlich bekannte Pflanzen und deren heilende Wirkung für den Menschen. Plötzlich stehen bei mir zu Hause überall kleine Einmachgläser mit Ölauszügen mit Rainfarn oder Johanniskraut herum. Es sammeln sich kleine Schälchen mit Samen von Wildblumen, bereit im nächsten Frühjahr auf unserer Wiese verteilt zu werden.
Neu hinzugekommen ist meine Sammelwut von einheimischen "Superfoods" (nennt mich gerne Nationalistin :) ). Ich war noch nie ein Anhänger von teuren, weit transportierten Beeren, Kernen oder Samen. Eine innere Gegenwehr stieg regelrecht in mir hoch, wenn ein weiterer Blogger oder Journalist einen weiteren Jubelartikel veröffentlicht, in dem die Meinung vertreten wird, dieses oder jenes Lebensmittel würde das Allheilmittel für jedes Wehwehchen sein oder man würde wieder aussehen wie in unseren besten Jahren. Da kommt mir der kapitalistische Beigeschmack zu sehr durch, dass man sich selbst und sein Essen immer weiter und weiter optimieren muss. Immer weiter auf der Suche nach dem noch gesünderen Lebensmittel. Die einfache Möhre reicht nicht mehr, wir brauchen Goij-Beeren und Spirulina Pulver. Und natürlich sind wir alle bereit für diesen Rummel unseren Geldbeutel weit aufzureisen. Ist dir deine Gesundheit denn nichts wert?
Mir schon. Aber in diesem Jahr erkunde ich dafür die regionalen Wiesen. Hier muss es doch schließlich auch etwas geben. Und ich bin tatsächlich fündig geworden.
*Trommelwirbel*
Der Breitwegerich
Breitwegerich wächst wie die Brennnessel als Wildkraut auf unseren Wiesen. Er mag unscheinbar wirken und vielleicht wird er deswegen von manchen einfach übersehen. Doch vielen ist inzwischen bekannt, dass die jungen Blätter im Salat super schmecken. Der Saft aus den Blättern hilft außerdem äußerlich bei Mückenstichen. Weniger bekannt dagegen dürfte sein, dass die Samen überraschend aromatisch schmecken!
Zwischen August und April kann man die Samen ernten. Dazu pflückt man einfach den ganzen Samenstängel ab. Der Erntebereich sollte wenn möglich nicht direkt an einer stark befahrenen Straße liegen. Ein Glück, dass wir hier mitten in der Natur leben dürfen. Hier gibt es genügend schöne Stellen an denen man sammeln kann,
Hat man den richtigen Zeitpunkt erwischt kann man die braunen, reifen Samen vom Stängel abstreifen und mittels einem Sieb von den Hüllen trennen. Nicht wundern, ich habe in meiner Sammelwut wohl auch einige noch nicht erntereife Stängel mitgenommen. Die kann man natürlich auch abstreifen, aber die Samen waren einfach noch nicht so weit.
Anschließend sollte man die Samen noch etwas in der Sonne trocknen lassen. Ob man die Samen, wie bei den Brennnesseln, auch rösten kann habe ich noch nicht ausprobiert. Vielleicht mögt ihr dass mal ausprobieren und mir davon berichten?
Pur oder in Wasser gelöst schmecken sie mir nicht, was auch an meinem Geschmack liegen könnte. Aber man kann sich die Quelleigenschaft durchaus zu nutzen machen. Man kann mit Wegerichsamen Kuchen backen, rohveganen Pudding zaubern oder ihn auch einfach nur auf's vegane Butterbrot streuen. Habt ihr noch weitere Ideen zum Einsatz von Wegerichsamen?
Übrigens sind Flohsamen auch die Samen einer Wegerich-Art. Flohsamen sind damit so etwas wie die coolen Verwandten aus dem Ausland (Indien, Pakistan). Daher haben sie, wie Flohsamen, die gleichen Eigenschaften, z. B. in der Darmgegend. Zum einen sind Wegerichsamen antibakteriell und entzündungshemmend. Bei entzündlichen Darmerkrankungen, die bakteriell verursacht wurden, helfen sie so die Gifte der Bakterien zu binden und unschädlich zu machen. Dadurch lindern sie zusätzlich die Entzündung des Darms und schützen die Darmflora vor weiteren Schädigungen. Studien weisen zudem darauf hin, dass Flohsamen helfen die Darmflora wieder aufzubauen. Die Bindung entsteht durch die wasserlöslichen Ballaststoffe. Diese können auch bei *räusper* Durchfall helfen.
In Mund und Rachen wirkt ein Tee entzündungshemmend. Dafür gießt man einen Teelöffel Samen mit 250 ml heißem Wasser und lässt es 5 Minuten ziehen. Danach abgießen und in kleinen Schlücken langsam trinken.
Für ein gesundes Fasten können die Wegerichsamen unterstützend eingenommen werden. Ihre Quelleigenschaft sorgen dafür, dass ein Sättigungsgefühl eintritt. Zum Thema Fasten aber bitte immer vorher ausreichend informieren. Wegerichsamen sind kaum verdaulich und haben beinahe keine Kalorien.
Auch wenn der Wegerichsamen unscheinbar wirkt, so hat er es einfach in sich. Und warum für Floh- oder Chiasamen seine Geldscheine ausgeben, wenn die Samen direkt vor der Tür wachsen? Wie seht ihr es?
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