Hallo! Mein Name ist Isabelle, ich bin Sozialpädagogin und seit ziemlich genau einem Monat in dem kleinen Dorf Waldberg in der Rhön angelandet, um meinen Bundesfreiwilligendienst (kurz: BFD) anzutreten. Seither ist einiges passiert: der Wohnwagen mit dem edlen Namen "Safari Lux", den ich während der Zeit meines BFDs bewohne, hat sich ganz schön gemausert. Er wurde den Waldgeistern vom neuen Besitzer des Campingplatz Kellersbach als Spende überlassen. Nachdem er mitsamt des gesamten Campingplatzes in einen knapp 10-jährigen Dornröschenschlaf versunken gewesen war ist er mittlerweile wieder spinnenfrei und an Strom, Wasser, Gas und Internet angeschlossen. Zwei Beete habe ich auch bereits angelegt: eines mit Himbeeren, Erdbeeren, Kapuzinerkresse und Spitzpaprika, das andere mit Wildsalat, Kartoffeln und Löwenmäulchen. So wird mein kleiner Stellplatz von Tag zu Tag lauschiger.
Im großen, vom Permakulturverein Waldgeister e.V. betriebenen Garten ist auch schon einiges gesät worden. Ich habe viel über rote, gelbe und blaue Kartoffeln gelernt (prinzipiell kann man also lila Kartoffelbrei herstellen!), habe Bohnen, Erbsen, weiße und rote Beete (übrigens auch ägyptische Plattrunde genannt), Möhren und eine Vielzahl verschiedener Kohlsorten gepflanzt. Noch mehr lerne ich aber über den Boden, darüber, wie die Pflege der Basis ausschlaggebend für den Ertrag und vor allem für die Unterstützung der Artenvielfalt und Biodiversität ist. Ausgelaugte Felder, bei denen die Ackerfläche nur noch aus Sand und hochverdichtetem Lehm zu bestehen scheint sind leider keine Seltenheit. So tut es richtig gut zu sehen, wie der Boden im Garten zusehends dunkler, lockerer und von Würmern bevölkert wird.
Wie vielfältig und gleichzeitig einfach die Möglichkeiten zur Verbesserung des Bodenmilieus sind war mir vorher gar nicht klar. Anstatt das Unkraut (oder auch „Beikraut“) zu „entsorgen“ kann es auch einfach zur Mulchwurst gedreht direkt zurück aufs Beet gelegt werden. Dadurch bleibt der Boden schön feucht, das Aufkeimen von weiteren Kräutern wird eingedämmt und die durch den Verrottungsprozess freiwerdenden Nährstoffe wandern direkt wieder in die Erde. Weitere Alternativen zur Erdanreicherung die ich bis jetzt kennenlernen durfte, sind beispielsweise das Ansetzen eines Kompostes mit Pferdemist, Stroh und Terra Preta Einstreu oder das sogenannte Erdisieren mit Bokashi, also das Mischen von fermentierten Bioabfällen mit Erde und Terra Preta Einstreu.
Auch über die Kombination verschiedener Pflanzen durfte ich einiges lernen. So sind zum Beispiel Erdbeeren und Knoblauch gute Beetpartner, weil der Knoblauch Schimmel und Befall von der Erdbeere fernhält und dazu noch durch seinen schlanken Körperbau keine Sonne klaut. Als Mulch bietet sich bei Beeren aller Art Sägemehl an. Dadurch wird der Boden leicht sauer, was den Beeren gut gefällt.
Auch Basilikum und Tomate bilden ein gutes Team. Durch den intensiven Geruch der Gewürzpflanze werden Schädlinge von der Tomate ferngehalten.
Dass Permakultur jedoch viel mehr als „nur“ Garten und Gemüseanbau ist wird mir hier jeden Tag klarer. Es steht für eine holistische Lebensweise, bei der menschliches Sein und Schaffen im Einklang stehen. Funktionale und an die Umwelt angepasste Architektur gehört ebenso zum ganzheitlichen Konzept wie das Prinzip der Kooperation, das "sich-gegenseitig-helfen". Gemeinsam haben wir eine Feuerstelle aus recycelten Materialien gebaut, an der wir, sobald der Mörtel ausgehärtet ist, mit der Dorfgemeinschaft einen Stockbrotabend veranstalten möchten. „Permakultur ist naturnah, Ressourcen schonend, zukunftsweisend. Permakultur bedeutet Selbstverantwortung für sich und die Zukunft seiner Kinder zu übernehmen“, schreibt der bekannte Permakulturaktivist Bernhard Gruber in seiner Permakulturfibel. Melanie und Daniel leben jeden Tag ihre Überzeugung, dass Leben auch abseits von Geldscheffelei und Gegen- statt Miteinander möglich ist.
Da Permakultur ein so dermaßen breites Feld ist und jeden Tag so viele neue Informationen auf mich einprasseln, bin ich schon dazu übergegangen, mein Handy als Diktiergerät zu nutzen, um abends die gesammelten Erkenntnisse in mein Notizbuch zu übertragen. Ich bin gespannt auf alles, was in den kommenden Monaten noch auf mich zukommt und bin sehr dankbar, dass ich trotz der aktuell angespannten Lage meinen Bundesfreiwilligendienst bei den Waldgeistern antreten konnte.